SOULRUNHIKER

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Barefoot Jesko

Freitag, 11. März 2016

Urwald Wanderung extrem

Was habe ich mir nur dabei gedacht!?
Ich hatte mir in einem Wanderführer eine sehr schwere Urwald und Flussbettwanderung durch dichten Regenwald rausgesucht. Vorraussetzung, sehr gute Trittsicherheit, top Kondition und hervorragenden Orientierungssinn.
Die Tour verläuft durch das Mangorewa Scenic Reserv. Eine unglaubliche Gegend! Mit tiefen Schluchten, einem urwüchsigem Flussbett und schier undurchdringlichen Urwald. Die Tour versprach recht anstrengend zu werden. Mit knapp 6 1/2 Stunden wurde sie veranschlagt und wurde als eine schwarze, also eine sehr schwere Route, eingestuft. War das vielleicht doch eine Nummer zu groß für mich? Mal sehen.
In der nähe von Rotorua, auf der wunderschönen Nordinsel Neuseelands, sollte es an der Tauranga Direct Road losgehen.
Cora und Lucy setzten mich schweren Herzens bei nicht allzu gutem Wetter am Startpunkt ab. Es fiel ihnen schon sichtlich schwer mich einfach so im nichts zurückzulassen. Ich packte mir eine kleine Tasche mit dem Notwendigsten zusammen. Dabei hatte ich, mein Heiko Häß Messer, Wasserfilter, 1 Liter Wasserflasche, Kompass, und mein Notfallset. Ich trug, eine kurze Wanderhose (was für eine mega bekloppte Idee! Was mich dazu geritten hat wes ick bis heute nicht!) ein Merinowolle T-Shirt und Longsleeve, Trekkingstöcke, meine North Face Hedgehogs und natürlich meinen Hut, der bei keiner Wanderung fehlen darf. So ausgerüstet machte ich mich auf den Weg in eine tiefe Schlucht. Dort erwartete mich der Mangorewa River in seiner vollen Pracht.


Alles war dicht bewachsen mit Farnen und etlichem Gewächs, was sich meiner Erkennung entzog. Es begann mit einer Flussdurchwatung worauf noch unzählige folgen sollten. Ich hatte die ganze Zeit im Kopf, das die häufigste Todesursache von Wanderern in solchen Gebieten, die Flussüberquerungen sind. Deshalb lies ich besondere Vorsicht walten. Zu beginn musste ich etliche Flussüberquerungen Meistern. Aber ohne größere Probleme.
Es sollten als Wegmarkierung Orangefarbene Pfeile den Weg weisen.
Diese waren aber nur in unregelmäßigen Abständen angebracht und zum teil schon von Pflanzen überwuchert. Ein wirklicher Weg war die meiste Zeit auch nicht zu erkennen.


Ich ging im straffen Tempo, so wie es der Urwald eben zuließ über Wurzeln, Steine, Bäume und schlammige Wege. Im Wanderführer war explizit darauf hingewiesen worden das die Tour nur bei Niedrigwasser zu bewältigen wäre, dazu sollte man sich beim Visitor Center in Rotorua erkundigen, wie der Wasserstand aktuell ist. Mmmmhhhh das hatte ich natürlich nicht gemacht. Hätte ich das besser machen sollen?


Mal sehen! Es Regnete, mal stärker mal schwächer. Unter dem Dach des Regenwaldes bekommt man das kaum mit. Zwischendurch klarte es immer wieder mal auf, aber im großen und ganzen war der Tag verregnet. Ich schlug mich also steilste Ansteige und Abstieg hoch und runter. Über rutschige Steine und schier unendlich große Wurzel Teppiche. Unglaublich, ich bin echt im nichts, mitten im Urwald von Neuseeland! So langsam bestieg mich ein Gefühl das ich so noch nicht kannte. Das Gefühl von absoluter Einsamkeit und Ausgesetztheit.
Klar habe ich schon viele Touren allein irgendwo in der Pampa gemacht aber das war was anderes! Wirklich total anders!
Die ganze fremde Vegetation, das rufen und förmliche schreien von mir unbekannten Vögeln ließen eine Gänsehaut nach der nächsten aufkommen. Ich hielt kurz inne, schloss die Augen und ließ die Szenerie auf mich wirken und beruhigte mich ein wenig.
Ich muss nur aufpassen das mir nichts passiert. Der Rest wird schon werden. Ganz Notfalls gehe ich eben den Weg zurück den ich bisher gegangen bin. Mit Cora hatte ich abgesprochen wenn ich nach 8 Stunden nicht wieder an dem abgesprochenen Treffpunkt aufgetaucht bin soll sie die Polizei informieren. Aber ich bin Bushcrafter! Naturliebhaber und Leidenschaftlicher Läufer und Wanderer. Also komm mal runter Junge und genieße jetzt einfach diese wunderschöne (schwere) Wanderung am anderen Ende der Welt.
So tat ich es dann auch. Ich wanderte durch einen wahrhaft majestätischen Urwald. Ganz allein. Nur mein angestrengter Atem, die Vögel, und die Regentropfen die sich durch das dichte Buschwerk den Weg nach unten suchten durchbrachen die stille des Waldes.
Unglaublich wie schön sich das anfühlte!


Ich achtete auf jeden Schritt, um nicht über eine der etlichen Wurzeln zu stolpern.
Im Kopf kamen natürlich dann und wann schon noch Bilder auf, wie ich an einer Wurzel hängen bleibe und mit einem offenen Bruch mitten im Busch liegen bleibe. Aber diese Gedanken verstieß ich immer schnell. Es war wirklich nicht einfach diese Tour, ein stetiges auf und ab lies keinen wirklichen Rhythmus aufkommen. Wäre aber auch gar nicht möglich gewesen bei dem unebenen Untergrund.


Ich schlug mich aber tapfer denke ich, durch dichtes Buschwerk über Bäume balancierend und über Wurzeln hüpfend. Dann kam ein wirklich steiler Abstieg ins Flussbett des Mangorewa Rivers. Dort angekommen endete die Wegmarkierung. Eine Zeit lang war ich völlig Orientierungslos. Furtete den Fluss um auf der anderen Seite nach den Orangefarbenen Pfeilen ausschau zu halten. Nichts! Dann schaute ich noch mal in den Wanderführer, dort war aber auch nicht wirklich raus zu schließen wie es weiter ging. Ich holte den Kompass raus um mich ein wenig zu Orientieren. Aber nach dem ganzen auf und ab rechts und links fiel es mir schwer zu bestimmen wo ich hin musste. Ein Glück war der Sommer in Neuseeland der trockenste und schönste seit 20 Jahren. Dadurch war der Pegel des Mangorewa Rivers trotz des Regens moderat. Ich ging ein Stück Flussaufwärts in der Hoffnung eine Markierung zu entdecken. Nichts! Dann bin ich Flussabwärts gegangen um dort nach zu sehen ob ich was entdecke. Und siehe da........ eine alte Fußspur im Sand.


Kaum zu erkennen, aber für einen Amateur Spurenleser wie ich es bin noch gut genug zu erkennen. Die Spur führte Flussabwärts. Also hatte ich meinen Richtung gefunden. Flussabwärts!


Ich hielt immer an den steil aufragenden Hängen der Schlucht ausschau nach irgendwelchen Markierungen. Aber dort war nichts zu entdecken. Zum teil war es aber auch so steil das man hätte dort gar nicht das Flussbett verlassen können.
Über rutschige Steine bahnte ich mir den Weg durch das Flussbett. Etliche male musste ich die Seite wechseln um voran zu kommen.
Auch in vermeintlich flach aussehenden Uferzonen können gefährliche Untiefen auftauchen, die zum teil durch das gleißende Sonnenlicht (wenn sie mal da war), und den Spiegelungen von den Schluchten nur schwer auszumachen waren. Ich passte Höllisch auf und die Trekkingstöcke dienten mir als drittes und viertes Standbein. Wenn ich die nicht dabei gehabt hätte, hätte ich mich wohl noch öfters auf den Bart gelegt!


Ich war schon über drei Stunden strammen Schrittes unterwegs, mit keiner wirklichen Pause. Ich hatte die ganze Zeit im Kopf das ich ja Pünktlich am verabredeten Treffpunkt sein müsse. Denn wenn nicht würde Cora vor Angst umkommen und sicher schon eher eine Rettungstruppe kontaktieren. Ich ging und rutschte also weiter durch das wunderschöne Flussbett des Mangorewa Rivers. Es Regnete jetzt immer mehr und stark. Der Fluss füllte sich in kürzester Zeit mit Wasser. Das geht echt schnell! So hatte ich das nicht erwartet! Aber es ging noch, an den Flussufern war noch genug Platz um dorther zu gehen. Dadurch wurden die Flussdurchwatungen aber immer schwieriger.


Ich darf nur nicht den Abzweig aus dem Flussbett verpassen, dachte ich die ganze Zeit. Knapp eine 1 1/2 Stunden war ich nun im Flussbett unterwegs und hatte das Gefühl kaum vorwärts zu kommen. Angst stieg in mir hoch! In dem Moment schwierten einige Vögel am Flussufer auf und bescherten mir eine Wahnsinns Gänsehaut. Kurz drauf hörte ich das Geräusch von fahrenden Autos auf nasser Straße!
Jawoll!!! Geschafft!!! Notfalls, wenn ich den Austieg nicht finden würde, würde ich einfach die steile Böschung hoch steigen, dann wäre ich schon mal auf der Straße.
Das muss die Tauranga Direct Road sein. Eine andere Straße gibt es hier weit und breit nicht.
Irre!!! Ich habe es wohl echt geschafft.


Die Angst wich dem Gefühl vom totalen Triumph. Euphorie kam auf, und ich genoss die letzten Minuten im Flussbett in vollen Zügen!
Nach einer Flussbiegung sah ich eine Brücke. Dort war dann auch der Ausstieg hoch zur Straße und raus aus dem Flussbett. Ich machte Freudensprünge und war mächtig stolz eine so schwere Wanderung heil und Glücklich überstanden zu haben.


Knapp 4 3/4 Stunden brauchte ich für die 6 1/2 Stunden veranschlagte Wanderung. Was ein Abenteuer!! Genau nach meinem Geschmack!!
Ich wartete noch knapp 45 Minuten auf meine beiden lieben. Dann ging es in den Camper umziehen und los zum nächsten Abenteuer in Neuseeland.

Bis dann

euer soulrunhiker

Barefoot Jesko

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